RUNDBRIEFE-ARCHIV – 2015
Rundbrief Dezember 2015
Die Unzufriedenheit anschauen
Die Unzufriedenheit anschauen
„Und, schon einen Porsche gekauft?“, fragt die junge Scarlett Johansson den deprimierten älteren Bill Murray im Film „Lost in Translation“. Das ist die eine, vermeintlich sorglose, jedoch ironische Seite des Lebens. Jenseits dieser sinnlos gewordenen und pathologisch anmutenden Lebenserwartung rufen die Initiatoren des „Kauf-nix-Tages“ zum Verzicht auf den Shopping-Rausch auf. Weil der Mensch der Gegenwart unter „Konsumverstopfung und Konsum-Burnout“ (Uni Oldenburg) leide, sei es umso notwendiger, eine neue Balance im Umgang mit den Konsumangeboten zu finden.
Sich zwischen den Welten verloren zu fühlen, die Ambivalenz zwischen dem Sinngebenden und dem Peripheren nur schwer aushalten zu können, festgefahren zu sein, den geplanten Lebensentwurf (noch) nicht gelebt zu haben, auf der Stelle zu treten und sich der Unzufriedenheit beugen zu müssen – das sind Wahrnehmungen einer tiefen Frustration, die das Lebensgefühl manches Zeitgenossen – eben nicht nur im Film – überschatten.
Wer seelisch aufatmen will, muss sich seiner Unzufriedenheit stellen! Die Empfehlung des Philosophen Immanuel Kant „Ich kann, weil ich will, was ich muss“ – ist ein zeitlos gewordenes Postulat, das dem Einzelnen eine Tür zu seinem Selbstbegreifen öffnet.
Was bedeutet Unzufriedenheit? Unzufriedene Menschen leben zumeist in der quälenden Spannung zwischen dem gewünschten Möglichen und dem noch nicht hinreichend beachtet Wirklichen. Mit dem Verweilen in der beinahe täglichen Wunschtragödie blähen sich Phantasien auf, die dem Illusionären huldigen und ihm einen nahezu unkontrollierbaren Weg bereiten. Wenn sich aber die schreckliche Realität in der Gestalt einer Krise nähert, wird das Ich in einen seelischen Zustand geworfen, der ihm sagt, zu einem anderen, vermutlich sinnvolleren Lebenskonzept aufzubrechen. Es könnte darin bestehen, sich mit Wenigerem zu begnügen, mit mehr nach dem Innen gerichteter Achtsamkeit durch den Tag zu gehen. Die eigene Unzufriedenheit anzuschauen, kann daher eine Wende im Lebensgefühl herbeiführen, die zu einer Besonnenheit mahnt, die inneren Kraftquellen künftig behutsamer zu pflegen.
Wir haben auch im vergangenen Jahr durch unser geistiges Angebot dazu beigetragen, dass im Leben vieler Zuhörer und Seminarteilnehmer ein neues Selbstverständnis wachsen konnte. Deshalb danken wir allen, die sich uns anvertraut und unsere Begleitung gesucht haben.
Wir freuen uns auf die Begegnungen im Jahre 2016 und auf ein dialogreiches Miteinander.
Rundbrief Oktober 2015
Auto-Nomie
Auto-Nomie
Die jüngsten Ereignisse in der Automobilbranche haben uns und viele Millionen Anderer sehr erschreckt und betroffen gemacht. „Alles wird zum Ausdruck eines Überlebenskampfes, dessen Ziel es ist, nicht abgewertet zu werden und vor allem nicht zu versagen.“ Dieses Zitat des Psychoanalytikers Arno Gruen scheint zu den Geschehnissen der letzten Wochen zu passen, drückt es doch die Motive und Nöte von so manchem Manager bei seiner Entscheidungsfindung aus. Hinter dem (über-ehrgeizigen) Streben nach Marktbeherrschung lauert nicht selten die Angst vor einem persönlichen Profilverlust.
Aufgeschreckt sind wir aber auch, weil durch einen solchen Skandal der ethische Wesenskern des Phänomens „Autonomie“ berührt und beschädigt wird. Statt einer autonomen Entscheidung kommt es im Zielkonflikt zwischen Rentabilität und Umweltschutz zu einem „schizoiden Manöver“ (Silverberg 1947): Wer sich gegenüber seiner Außenwelt als hilflos empfindet, negiert sie und versucht zugleich, sie zu beherrschen. Der wirklich autonome Mensch jedoch kennt auch seine Begrenztheit, ja, er spürt eine subtile Form von Demut, die ihm zu einem offenen Blick für seine Lebensrealität verhilft. Er weiß auch, wann ihn der gefährliche Wunsch nach Herrschen überkommt und wehrt ihn durch die ihm vertraut gewordene Selbstreflexion ab. Nicht zuletzt bedenkt er die Mahnung der Führungsethik: Wer manipuliert und lügt, schafft eine brüchige Hierarchie, unter der er sich schließlich selbst begräbt!
Die Etymologie von „Autonomie“ (Selbstständigkeit, Selbstverantwortung, Eigenantrieb, Ichstabilität) verrät, dass es sich um eine psychische Dimension handelt, die das Selbst der menschlichen Persönlichkeit in einen Handlungsrahmen einbettet und sie befähigt, ihr seelisches Wachstum fundamental zu fördern.
Autonomie im Sinne der Persönlichkeitsbildung meint also zuerst jenen Zustand, „in dem ein Mensch in voller Übereinstimmung mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen“ lebt (Arno Gruen). Nicht jedoch – und diese Interpretation finden wir allzu oft in Führungskreisen – bezeichnet Autonomie das Behaupten der eigenen Wichtigkeit und des persönlichen Prestiges. Wer über ein hinreichend entwickeltes Selbstwertgefühl verfügt, beabsichtigt ohnehin nicht, sein „Beweisen-Müssen“ in den Mittelpunkt seiner Interaktionen zu rücken!
Wir möchten mit unseren Veranstaltungen einer Fehlbetrachtung der persönlichen Autonomie begegnen. Die Zerrbilder der eigenen Identität führen oft zu einer Belastung im Zwischenmenschlichen. Eine überzeugende Führungskultur aber stellt die Weichen zu einem Menschsein, das sich der Autonomieentwicklung in würdevoller Weise widmet. Es ist ein Hinführen zur eigenen emotionalen Erlebnisfähigkeit. Dazu gehört die Erfahrung einer konstruktiven Streitkultur ebenso wie die sprachlich sichere Dialoggestaltung.
Es ist die Absicht unserer Arbeit, das Erleben von Emotionen vom Vorurteil der Irrationalität zu befreien – hin zu einer empathischen Wahrnehmung des Miteinanders in der Gruppe. Denn Autonomie und Authentizität bilden das Fundament für eine souveräne Kommunikation!
Wer am weiteren Gelingen seiner sozialen Performance, seiner sprachlichen Gestaltungskraft und seiner Konfliktkompetenz arbeiten möchte, findet in unseren Seminaren ein anspruchsvolles Angebot.
Loyalität der Generation Y
Wie bindet man sie ans Unternehmen, die Generation Y? Ein ranghoher Investment-Banker schildert uns neulich seine Verzweiflung: 30 Prozent der neu eingestellten Hochschulabsolventen im Range eines “Analyst” oder “Associate” verlassen innerhalb von 24 Monaten das Unternehmen. “Und das bei fast sechsstelligen Einstiegsgehältern, Verantwortung für Projekte im dreistelligen Millionenbereich, hochkarätigen Gesprächspartnern, teuren Hotels und tollen Offsites – alle wollen nach Berlin!”. Berlin, das neue Synonym für Start-Ups, Gründergeist und Selbstentfaltung. Denn niemand, der kündigt, wechselt etwa zur Konkurrenz. Wenn schon eine 60-Stunden-Woche, dann lieber auf ganz eigene Rechnung. Und dann lieber an den wilden Prenzlauer Berg statt ins beschauliche Kronberg.
Hätten wir die eine Antwort auf die Frage, wir würden Sie Ihnen an dieser Stelle gerne mitteilen. Doch diese gibt es nicht, so sehr wir auch das Phänomen in unterschiedlichen Branchen massiv wahrnehmen. Auf die Schnelle nur eines: Folgt man der Maslow’schen Bedürfnis-Pyramide, ist die Gen Y ziemlich satt. Und steigt altersmäßig sehr früh ganz oben ein: Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung stehen an der Spitze. So muss Führung den jungen, leistungsbereiten Kollegen eine kluge Antwort liefern, wie sie ihre Arbeit als sinnstiftend erleben. Denn das ist gewiss einer der Schlüssel für Loyalität: Das Gefühl zu erleben, dass man aktuell etwas Sinnvolles leistet. Wir bleiben dran...
Maslow’sche Bedürnishierarchie:
https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bed%C3%BCrfnishierarchie
Termine 2016
Seit einigen Wochen bereits haben wir unsere Seminar-Termine für das kommende Jahr veröffentlicht.
Im Zuge des gestiegenen Interesses am Thema Achtsamkeit und Selbstreflexion bietet Baldur Kirchner hierzu nun mehrere Seminare an (Stichwort: Reflexion). Dafür entfällt künftig sein Seminar “Das persönliche Überzeugungsvermögen”, Interessenten verweisen wir gerne auf das Seminar ‘”Glaubwürdige Gesprächsführung”.
Das Seminar “Rhetorik im Vertrieb” haben wir inhaltlich etwas adaptiert und umbenannt zu dem, worum es im Ergebnis geht: “Verkaufen!”
Gerne schicken wir Ihnen eine Terminübersicht auch in gedruckter Form zu.
Mehr Gehalt durch Sozialkompetenz
In einem der vielen Artikel, die regelmäßig zu Gehaltsrankings erscheinen und deren Quellen- und Datenlage gelegentlich verwundern mögen, erfreute uns in der FAZ im Sommer eine Randnotiz zum Thema Einstiegsgehälter. Als wichtigstes Kriterium für beruflichen Aufstieg sehen Personalprofis die Sozialkompetenz. Jungakademiker sitzen unterdessen eher dem Trugschluss auf, dass technische Fähigkeiten für Karriere verantwortlich seien. Viel hilft viel, gilt in diesem Falle also nicht, was durchaus naheliegend ist: Fachliches Knowhow verblasst mit den Jahren, Sozialkompetenz reift.
Modernisierung Seminarhaus
Vollbracht! In sagenhaften acht Wochen Bauzeit haben wir im Frühling unser Seminarhaus deutlich modernisiert. Dabei haben wir die Gästezimmer völlig entkernt und Bäder, Böden und Möbel komplett erneuert. Auch Speisezimmer, Kaminecke und Flur haben wir einer merklichen Renovierung unterzogen. Den vertrauten Farbton Orange haben wir, trotz manchen Bedauerns von Teilnehmern und uns, weitgehend in ein modernes Taupe getauscht.
Wir danken allen voran Heidemarie Kirchner für die Projektleitung und allen unseren Mitarbeitern für ihre Geduld und ihren Einsatz. Beraten wurden wir von unserem Architekten Richard Schwarzländer. Auch ihm sei an dieser Stelle nochmals gedankt!
Dass wir das Seminarhaus nun aufwendig aufgehübscht haben, ist auch ein Bekenntnis zu unserer besonderen und kontinuierlichen Art der Arbeit: Feine Seminare in familiärer und abgeschiedener Atmosphäre, die Räume öffnen für Nähe und Reflexion.
Einen knappen Einblick vermitteln die Bilder auf unserer Homepage:
http://www.kirchner-seminare.de/seminarhaus/
Kopieren erwünscht
Weil uns gelegentlich Anfragen zu diesem Thema erreichen: Gerne dürfen Sie die Inhalte unseres Rundbriefs unter Angabe der Quelle zitieren.
Rundbrief September 2015
Die Wiederkehr der Seele
"Die Wiederkehr der Seele"
So heißt das im Jahre 2013 erschienene Buch des Schweizer Psychiaters Daniel Hell. Manchen Zeitgenossen mag diese Titelbotschaft ein wenig eigenartig anmuten. Ist nicht das „Seelische“ mit all seinen semantischen Abwandlungen im gegenwärtigen kollektiven Sprachgebrauch stets präsent? Hat sich die Moderne nicht durch „Psyche“, „Selbst“ oder „Subjekt“ wegweisende Synonyme geschaffen, um das Selbstverständliche im menschlichen Dasein unvergessen sein zu lassen? Beweist nicht die unermesslich hohe Zahl von Google-Einträgen zum Begriff „Seele“ das permanente Interesse suchender Menschen an dem alltäglichen Bemühen um Daseinsorientierung?
Dennoch beobachten wir in den Wesenszügen des Alltagstreibens eine seelisch eingetrübte Ambivalenz, nämlich: Seelenangst und Seelenhunger. In beiden psychischen Erscheinungsformen tritt das Bedrückende einer Lebenslast zutage, die sich gar im Psychosomatischen manifestieren kann.
Mit diesem Rundbrief - „Die Wiederkehr der Seele“ – sollen seelische Angebote unterbreitet werden, die es dem Einzelnen ermöglichen, das Erlebnis der Selbstfindung mit innerer Gewissheit zu verbinden. Insofern sind die folgenden Seminarthemen sehr geeignet, sich der „Wiederkehr der Seele“ im eigenen Innenraum zu erfreuen. Doch eine Empfehlung sei als geistige Wegbegleitung ausgesprochen:
Wer zur Mitte gelangen will, muss die Peripherie verlassen!
Lebensgestaltung beginnt stets in der eigenen Persönlichkeit! Dieses Postulat möge dem Aufbrechen zu einem neuen Daseinsverständnis vorangestellt sein.
Seminar "Persönliche Sinnerfahrung - Antworten aus der eigenen Wesenstiefe"
Um seinem Leben Orientierung und Klarheit geben zu können, ist es sinnvoll, innerlich „aufzuräumen“. Dazu gehört, die eigene Konfliktfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit zu analysieren. Mit diesen seelischen Schritten geht der Einzelne den Weg weitgehender Harmonisierung in seinem Lebensgefühl.
Darüber hinaus erweist sich eine „seelische Bestandsaufnahme“ als wertvoll, um der träge gewordenen Selbstbetrachtung neue Sichtweisen zu vermitteln.
In der schweigenden Versenkung in sich selbst und in den Gesprächen mit dem Seminarleiter werden Antworten geboren, die dem Einzelnen zu einer echten Lebensbewältigung verhelfen.
Seminar "Seelische Stabilität durch Selbstfürsorge - Innere Kraftquellen wahrnehmen"
Zur Selbsterforschung der eigenen Persönlichkeit gehört auch, sich der Kraftquellen bewusst zu sein, die in der Wesenstiefe ruhen. Denn der persönliche Erfolg des Einzelnen beginnt in seinem Wesensinneren. Das Erfolgreiche im Leben jedoch ist entscheidend an die Selbstfürsorge geknüpft. Selbstfürsorge meint das Besorgtsein um das eigene seelische Wohlergehen. Je stärker der äußere Druck in das Lebensgefühl hineinwirkt, desto stabiler muss der Innenraum ausgestattet sein!
Den Leistungserwartungen des Alltags gefestigt entgegentreten zu können, gelingt am ehesten mit seelischer Souveränität. Dieses Seminar wird helfen, Versagensängste aufzulösen und der Burnout-Gefahr sicher zu begegnen.
Es wird innere Kräfte für die Zukunft wecken und wachhalten!
Seminare "Kontemplative Meditation - Wege in das Schweigen und in die Stille"
In diesen drei Seminaren begegnet der versunkene Mensch seinem Wesensgrund in ganz besonderer Weise. Denn nicht der Einzelne führt sich in die Tiefe seines Selbstbegreifens, sondern er wird vielmehr von einer spirituellen Kraft geleitet. Kontemplation hat immer etwas mit Spiritualität, nicht jedoch zwingend mit Religiosität zu tun.
Das Erlebnis des Innewerdens ist ein Geschenk des Übernatürlichen, also einer Instanz, die nicht durch den Verstand herbeigerufen werden kann. Das kontemplative Geschehen übersteigt daher auch alles Menschliche. Es wird von anderen Kräften getragen und geheilt. Es öffnet sich eine Innenwelt, die weder Leistung noch Versagen kennt.
Der kontemplative Mensch gelangt zu einer neuen Identität, weil er sich seiner wirklichen Daseinswertigkeit bewusst wird. Das aber geschieht nur in der Stille, in der sich der tiefste Innenraum öffnet. Zugleich lernt er auch, Gelassenheit und Geduld als seelische Grunderfahrungen in sein Alltagsgeschehen zu integrieren.
Kolloquien als Seminar-Vorbereitung
Zur Vorbereitung auf diese Seminare seien die beiden Kolloquien
„Work-Life-Balance – Die integrierte Persönlichkeit“ - 23. Oktober 2015
„Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung“ – 27. November 2015
empfohlen.
Rundbrief Juni 2015
Gesundheitsprophylaxe
Gesundheitsprophylaxe
Die menschliche Persönlichkeit ist ein Beziehungswesen. Sie lebt zuerst von der Beziehung zu sich selbst und von den Werten, die sie in ihrem Inneren wahrnimmt. Doch sie lebt auch – und nicht zuletzt - von den Beziehungen zum Mitmenschlichen, von dem sie Zuwendung, Anerkennung, Geborgenheit und Hilfe empfängt. Ein Mensch ist seelisch krank, wenn er den Kontakt zu seiner Wesenstiefe verloren hat. Er ist ebenso psychisch gestört, wenn seine sozialen Bindungen verkümmert oder gar unentwickelt geblieben sind.
Ein sehr bedeutendes Ziel erzieherischer Begleitung ist es daher, in der kindlichen Seele eine Beziehungskompetenz heranzubilden. Die aktuellen Forschungen der Neurobiologie belegen, dass schon die frühen Beziehungserfahrungen, getragen von Anerkennung, Beachtung und Bestätigung der jungen Persönlichkeit, das Motivationsgeschehen im Gehirn besonders aktivieren. Hingegen lässt ein fortwährend erlebtes Beziehungsdefizit den Menschen krank werden. Die Krankheitsbilder manifestieren sich z. B. in psychosomatischen Erscheinungen, in pathologisch gewordenen Ängsten, in depressiven Persönlichkeitszügen und nicht zuletzt in einem vom Burnout-Syndrom bedrohten Lebensgefühl.
Nach einem im Jahre 2013 veröffentlichten OECD-Bericht ist der Konsum vor allem von Antidepressiva stark gestiegen. Ist es die Flucht aus der gegenwärtigen in eine andere Realität? Ist es die Suche danach, sich selbst im engen Raum der Ängste und Depressionen doch noch zu finden? Ist es das Mütterliche der Ohnmacht, der kranken Seele „im Strudel negativer Gedanken“ („DIE ZEIT“) noch einen letzten Ruheplatz anzubieten? Der Theologe Udo Manshausen schreibt in seinem Buch „Seelengefährte“, dem Enthoffneten zum Trost, Folgendes: „Wer eine Krise durchlebt, wird erfahren, dass es an einem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt einen Blickwinkel mit einer zarten Perspektive gibt. Diese fühlt sich fast an wie Zuversicht. Doch auch in solchen Situationen wird das Schmerzliche seine Wirkung nicht verlieren, obwohl etwas Neues im Inneren der Seele zu reifen beginnt.“
Zwar sind Gehörlosigkeit und Blindheit schwerste Behinderungen für einen Menschen und binden ihn an das ständig Krisenhafte seines Lebens. Warum aber werden Gefühlskälte (Empathieverlust), Psychoterror und religiös-ideologischer Fanatismus kaum als Formen seelischer Schwerstbehinderung bewertet und interpretiert? Gibt es nicht auch täglich tausende psychischer Morde im Weltgeschehen? Wo finden sich Angebote zur seelischen Stabilisierung dieser fundamentalen Persönlichkeitsstörungen?
Umso mehr bedürfen Führungskräfte aller Disziplinen – wo auch immer sie in Erscheinung treten – der besonderen seelischen Gesundheitsvorsorge! Denn ihre kontinuierliche geistige und seelische Persönlichkeitsbildung wird zum Fundament für eine menschlich wertvolle Führungskultur. Darin zeigt sich ihre Beziehungskompetenz, indem sie das Hierarchische mit einer weitgehend angstfreien Perspektive und mit sittlicher Besonnenheit verbindet. „Eisiger Intellektualismus“ (Paul Brunton) und unterkühlte Rationalität brauchen eine unbefangene Intuition, brauchen eine leidenschaftliche Inspiration. Über beide Erlebnisweisen geschieht letztlich der Aufbruch zu einem tiefen Ergriffensein vom Wert des eigenen Lebensauftrags.
Wir laden alle geistig interessierten Führungskräfte zu einem offenen Dialog ein, mit uns über den wahren Sinn von Persönlichkeitsbildung – gerade in der Gegenwart – zu sprechen.
Missbrauch von Liebe im Personenkult
Die Frankfurter Rundschau widmet sich in einer Sonderserie in etlichen Artikeln seit Mai dem vielschichtigen Thema Liebe. Im Zuge dessen hat Alexander Kirchner ein Interview gegeben zu der Frage, auf welche Weise Liebe und Zuneigung instrumentalisiert werden, speziell im Personenkult.
Dass nicht nur politische Führer, sondern auch mancher Chef Mitarbeitern seine persönliche Zuneigung suggeriert, um sie zu selbstschädigenden Höchstleistungen anzuspornen, beobachten wir in unserem Beratungsalltag immer wieder. Alexander Kirchner hat in den letzten Jahren verschiedene Fachartikel zum Thema Propaganda und Personenkult publiziert, das Interview lesen Sie hier:
Coachingausbildung bei TOPS
Coaching boomt, zweifelsohne. So wird mittlerweile beinahe in jedem Lebensbereich gecoacht, Kindererziehung und Eheleben inklusive. Dass da ein sinnvoller Ansatz ausfranst, spricht nicht gegen Coaching als solches. Wer sich für eine gute Ausbildung zum Coach mit sehr erfahrenen Referenten interessiert, dem empfehlen wir gerne unsere Kollegen von TOPS aus München.
Die nächste Ausbildung startet im September, ein Info-Abend findet am 26.6.15 in München statt.
Zusatztermin "Selbstdarstellung und Glaubwürdigkeit"
Wir freuen uns, dass das Seminar "Selbstdarstellung und Glaubwürdigkeit" sich weiterhin einer großen Beliebtheit erfreut. Aufgrund der hohen Nachfrage bieten wir einen Zusatztermin an.
07. bis 09. Dezember 2015
Das Seminar thematisiert und reflektiert über die Fähigkeit, sich selbst gut und glaubwürdig zu präsentieren. Es vermittelt Strategien, wie das Image der eigenen Person im Alltag verändert und erfolgreich genutzt werden kann.
Rundbrief März 2015
Neues aus dem Kammeltal
Neues Seminar für HR
Kommunikation und Gesprächsführung in der Personalarbeit von Unternehmen haben eine besondere Bedeutung, denn: Die Gesprächspartner könnten unterschiedlicher nicht sein. Vom Vorstand über die Führungskräfte bis zu den Mitarbeitern und externen Bewerbern. Jede einzelne Gruppe hat ihre Eigenheiten und diese erfordert eine spezifische, zentrierte Ansprache.
Wie überzeuge und gewinne ich im HR-Umfeld mein Gegenüber für mein Anliegen? Wie schaffe ich es, jeweils die Augenhöhe zu wahren? Was sind die Besonderheiten und Fallstricke, wenn Vertreter der Arbeitgeber die Betriebsräte mit ins Boot holen wollen?
Das Seminar gibt Antworten auf diese Fragen. Für eine hohe Praxisrelevanz steht der Seminarleiter Robert T. Heinemann, der seine langjährige Erfahrung im Personalgeschäft einerseits aus der Perspektive des HR-Verantwortlichen und andererseits aus der Erfahrung des Beraters einbringt.
Die Teilnehmer werden für die Bedeutung der Kommunikation und der Gesprächsführung in der Personalarbeit sensibilisiert. In Übungen, Einzelgesprächen sowie in der Reflexion in der Gruppe wird das Kommunikationsverhalten und die Wirkung des Teilnehmers auf seine/n Gesprächspartner weiterentwickelt.
Das Seminar richtet sich an Personalleiter, Personalreferenten und HR Business Partner. Die Teilnehmer sollten bereits Erfahrung in der Personalarbeit und großes Interesse daran haben, ihr Potenzial weiter auszuschöpfen.
Neuer Kooperationspartner
Vom Kunden zum Kooperationspartner: Wir freuen uns sehr, mit Robert T. Heinemann nun einen Ansprechpartner in unser Netzwerk aufgenommen zu haben, der sich im Schwerpunkt dem Thema Personal und Strategie widmet. Herr Heinemann besuchte schon in den 1990er Jahren seine ersten Seminare bei uns. Seitdem führt ihn sein Weg im fast jährlichen Rhythmus nach Ettenbeuren. Neben langjähriger Erfahrung für das Personalgeschäft und mehr als 20 Jahren in verschiedenen Managementaufgaben blickt er auch auf eine mehrjährige Erfahrung im Kreditgeschäft für mittelständische Unternehmen zurück. Als Geschäftsführer von Heinemann Management Consulting GmbH liegen heute seine Schwerpunkte in Human Resources Beratung & Services. Dabei ist er von einer ähnlichen Haltung geprägt wie wir: Vertrauensvolle Beziehungen sind die Basis für langfristige berufliche und private Erfolge.
Da uns immer wieder Anfragen erreichen, wie nicht nur die Personalentwicklung, sondern die gesamte Personalarbeit eines Unternehmens strategisch verbessert werden kann, bereichert die Kompetenz von Robert T. Heinemann unser Leistungsspektrum. Mehr zu Heinemann Management Consulting erfahren Sie hier:
Neuer Vortrag
„Sozialkompetenz für Führungskräfte. Mehr als nur fachlich vorgesetzt sein – Über den Umgang mit sich selbst und anderen“
Als weitere neue Veranstaltung ab diesem Jahr bietet Kirchner-Seminare einen Impulsvortrag mit dem Titel „Sozialkompetenz für Führungskräfte. Mehr als nur fachlich vorgesetzt sein – Über den Umgang mit sich selbst und anderen“ an. In dieser Veranstaltung beschäftigt sich Sebastian Kirchner damit, welche weiteren Qualifikationen Führende neben ihrer fachlichen Kompetenz in ihrem beruflichen Alltag benötigen und vor allem wie sie diese weiteren Fähigkeiten aufbauen können.
Sozialkompetenz meint nicht nur den Umgang mit anderen, sondern auch den Umgang mit sich selbst in einem sozialen System. Daher gliedert sich dieser Vortrag in folgende gedankliche Schwerpunkte:
Zunächst steht die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit im Mittelpunkt. Wer sich seines Selbst nicht bewusst ist, wird nur schwer Klarheit über die Wirkung seines Selbst in der Gruppe erreichen. Selbstkompetenz ist also Teil der Sozialkompetenz. Um aber zu erfahren, wie man mit sich selbst umgeht, muss jemand fähig sein, über sich selbst zu reflektieren. Selbstkompetenz ist somit auch Reflexionskompetenz.
Daneben widmet sich der Vortrag der Reflexion über die Interaktion in der Gruppe. In welcher Rolle befinde ich mich in diesem System und wie gestaltet sich mein Umgang mit den anderen?
Schließlich wird auch der Frage nachgegangen: Wie entwickelt jemand Sozialkompetenz? Denn häufig wird in Assessment-Centern (nicht nur angehenden) Führungskräften bescheinigt, noch stärker an ihren Soft-Skills arbeiten zu müssen.
Im Übrigen: Sozialkompetenz geht alle an. Daher ist dieser Vortrag natürlich nicht nur für Führungskräfte geeignet!
Wenn Sie diesen Impulsvortrag als innerbetriebliche Veranstaltung buchen möchten, so sprechen Sie uns bitte an.
Neue Projekte
Neben unseren offenen Seminaren bieten wir durchgängig innerbetriebliche Beratungen und Coachings an. Unserer Kompetenz entsprechend, drehen sich diese meistens um zentrale Themen der Kommunikation und Konfliktlösung.
Auf unserer Homepage haben wir einige neue Vignetten eingefügt, die Ihnen einen weiteren Einblick in unsere Arbeit vermitteln mögen.
Rundbrief Februar 2015
Kulturbruch
Kulturbruch
Oftmals geben die Buchstaben eines Wortes Auskunft über die emotionale Qualität seiner semantischen Botschaft. So ermahnt ein „Psst!“ zu besonderer Ruhe; vermittelt ein „Hui!“ den Schwung einer Bewegung. Ein „Blabla“ lässt meistens das Langweilige und Phrasenhafte einer sprachlichen Darbietung erkennen?
Und was verbirgt sich aus ethischer und psychologischer Sicht hinter dem Begriff „Kulturbruch“?
Zunächst sei ein Blick auf jene rhetorische Stilfigur geworfen, die nach der Lehre über die Beredsamkeit der griechischen Antike ein besonderes Wertprofil besitzt. Mit der „Onomatopoiia“ (Schreibweise nach dem Philologen Wilfried Stroh) ist die lautmalende Wortbildung gemeint. Am lautmalerischen Geschehen sind vor allem die Vokale mit ihrem Aufklingen sinngebend beteiligt. Wenn wir den sprachästhetischen Empfindungen des Frühromantikers und Philosophen Novalis (1772 – 1801) nachspüren, so finden wir in einem seiner empathischen Spracherlebnisse folgenden Gedanken: „Wer ein feines Gefühl der Sprache, ihres musikalischen Geistes hat, wer in sich das zarte Wirken ihrer innern Natur vernimmt und danach seine Zunge oder seine Hand bewegt, der wird ein Prophet sein.“
Gewiss, Sprache ist ein nicht immer ergründbarer, doch häufig enthüllender und offenbarender Schlüssel zum Lebensgefühl des Mitmenschen. Aber schon in der lautmalenden Wortbildung gibt sich das in ihm emotional Verborgene zu erkennen. Aus der Tiefendimension des scheinbar nur formalen Redeschmuckes („oratio ornata“) steigt ein plötzliches Bekennen des Autors auf, an dessen Befinden sich die Mitmenschen geistig und seelisch beteiligen dürfen. Die Vokale eines Wortes durchbrechen gleichsam den Zaun der Konsonanten und bieten sich im Klang des Gesagten oder Geschriebenen dem kommunikativen Geschehen dar.
Dabei ist das Wort kein willkürlich ausgewähltes Zeichen, sondern die bewusste Annäherung an das Seinshafte, an das wirklich Erlebbare. Sprache ist Bindung an das Bewusstsein und an die emotionale Schöpfung, die sich in ihren kreativen Akten ereignet.
Im Wort und Begriff „Kulturbruch“ nun spiegelt sich jedoch weit mehr wider, als nur ein lautmalerisch dunkles und dumpf erstickendes „u“ es auszudrücken vermag. Vielmehr breitet sich vor dem geistigen Auge und Ohr des Zeitgenossen eine Dimension aus, in der sich die semantische Worttiefe mit einem ethischen Notstand verbindet. Im Kulturbruch schlechthin manifestiert sich ein Auseinanderbrechen ehemals gültiger Wertbeziehungen, die dem Einzelnen für einige Zeit Lebensorientierung und sittlichen Halt gegeben haben. Denn „Kultur“ meint in ihrem ursprünglichen Verständnis noch immer die verantwortungsvolle Bewahrung und Pflege von Anvertrautem. „Kultur ist vor allem anderen eine gemeinsame Lebenspraxis; es geht um die Maßstäbe für die Art, wie wir sehen, fühlen, urteilen und handeln.“ (Udo Di Fabio) Mit dem Kulturbruch dagegen geht ein Verlust von Geborgenheit und Zuversicht einher. Mit würdig Anerkanntem gebrochen zu haben, bedeutet oftmals, auch die Hoffnung auf etwas Nachahmbares, geradezu Idealisierbares verloren zu haben. Kulturbruch – das ist die schrille Dissonanz zwischen Verkündetem und wirklich Gelebtem, die klaffende Wunde am Körper einer Gesellschaft. Weil Kultur Lebensstil und Lebenssinn ist, deshalb ist der Kulturbruch im Leben des Einzelnen eine Erfahrung, die meistens seine Desorientierung begründet.
Ein wichtiges Anliegen unserer Veranstaltungen ist es daher, die Persönlichkeit des Teilnehmenden zu einer tieferen Begegnung mit den eigenen Wesenszügen, zu noch mehr Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit zu führen. Wer seine Identität gefunden hat, ist innerlich stabil genug, um den Gefahren seelischen Zerbrechens wirkungsvoll zu widerstehen. Einen Aufbruch zu einem neuen Lebensverständnis zu wagen, bedeutet deshalb auch, die eigene Seelenlandschaft vor einem Kulturbruch zu bewahren. Den selbst gewählten Handlungsprinzipien treu zu bleiben, bestimmt die sittliche Geradlinigkeit eines Menschen. Wer seine Selbstachtung entwickelt und bewahrt hat, trägt das Fundament für die mitmenschliche Akzeptanz in sich. Darin vor allem aber zeigt sich die wahre Überzeugungsfähigkeit und Führungskompetenz der Repräsentanten von Politik, Wirtschaft und Kirche.
Konfliktkosten
Nach einer Studie von KPMG unter 4.000 Industrieunternehmen entstehen bei jedem 2. Projekt unnötige Konfliktkosten in Höhe von 50.000 bis 500.000 Euro, abhängig von der Projektgröße. Mehr als die Hälfte der Kosten ergeben sich aus überflüssigen Gesprächen und Meetings, die aufgrund mangelnder Absprachen durchgeführt werden müssen; weitere Kosten resultieren etwa aus "inneren Kündigungen" und der Personalfluktuation, die infolge der Konflikte entstehen (Sie können sich die anschauliche Studie nach einer formalen Registrierung hier herunterladen: KPMG Konfliktkosten-Studie).
Wie man die eigenen Konflikte im Arbeitsumfeld besser begreifen kann und somit unnötige Kosten vermeidet, ist Inhalt unseres jüngst aufgelegten Seminares "Konfliktkompetenz". Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Themen Macht, Status und Neid, die nicht selten Treiber von Konflikten sind.
Zertifiziert als Supervisor (DGSv)
Worin die genauen Unterschiede zwischen Supervision und Coaching liegen, ist eher eine Glaubensfrage, denn beide Begriffe gehen heute synonym miteinander einher. Im Kern geht es darum, eine arbeitsweltbezogene Beratung zu leisten. Wenn man so will, fokussiert Coaching dabei stärker auf Techniken, während Supervision eher die Reflexion dieser Techniken und der eigenen Rolle unterstützt.
Da unsere Seminare seit jeher der Reflexion des eigenen Kommunikationsverhaltens dienen, hatte sich Alexander Kirchner für eine dreijährige Ausbildung zum Supervisor entschlossen und diese nun Ende letzten Jahres nach den Vorgaben der renommierten DGSv (Deutsche Gesellschaft für Supervision) abgeschlossen. Seine Abschlussarbeit widmet sich dem Thema "Zumuten – zur Dialektik von Scham und Schuld". Der Text wird demnächst veröffentlicht werden.
Vorträge zum Download
Auf unserem Portal bei YouTube haben wir einen neuen Vortrag von Prof. Baldur Kirchner jüngst eingestellt. Der Vortrag widmet sich dem Thema "Führen in Veränderungsprozessen" und stammt aus dem Dezember 2014.
Lehraufträge
Dr. Alexander Kirchner wird sich in diesem Sommersemester an der Universität Salzburg dem Thema „Propaganda in der politischen Rede" widmen.
Dr. Sebastian Kirchner führt an der Hochschule Offenburg die Seminarreihe „Rhetorik und Dialektik“ fort.
Vorträge
Prof. Baldur Kirchner wird an der Hochschule Neu-Ulm den Festvortrag bei der Absolventenfeier zum Thema „Veränderungen“ halten. Außerdem wird er im Rahmen des HNU-Management-Forums die „Seelische Stabilität“ für die menschliche Persönlichkeit näher beleuchten.
Kopieren erwünscht
Weil uns gelegentlich Anfragen zu den Themen unserer Rundbriefe erreichen: Gerne dürfen Sie die Inhalte unter Angabe der Quelle zitieren.
Zitat aus unseren Seminarinhalten
„Mit dem Heraustreten aus Vergangenem beginnt der Aufbruch zu einem neuen Lebensverständnis.“
Rundbrief Januar 2015
Umwege akzeptieren
Umwege akzeptieren
Vor einiger Zeit betitelte die Philosophin Rebekka Reinhard einen ihrer Vorträge mit den Worten „Der Umweg ist das Ziel“. In manchen Zeitgenossen – nicht zuletzt im Management agierenden – mag bei solch einer Ankündigung das schaurige Entsetzen aufsteigen; duldet doch gerade der Leistungsalltag keinerlei Verzögerungen auf der schon lange fixierten Zielgeraden. Ja, ein effizienzgetriebenes Lebensverständnis gestattet keine Umwege, weil ein möglicher und drohender Verlust des Leistbaren zu einem unerwünschten Spurwechsel führen könnte. Die Steigerung dieser pathologisch verdächtigen Geradlinigkeit erstreben besonders jene Mitmenschen, die für ihre – vor allem wirtschaftliche – Überlegenheit sogar die „Überholspur“ belagern. Kein Wunder also, dass sich das konkurrierende Rennen auf der Überholspur auch in der aktuellen Sprache manifestiert. So liest man allerorten etwa folgende Schlagzeilen: „Möbelhandel will auf die Überholspur wechseln“, „Dax wechselt 2015 auf die Überholspur“, „Die Fantastischen Vier auf der Überholspur“, „Tegernseer Badeenten auf der Überholspur“, „Jaguar ist derzeit wieder auf der Überholspur unterwegs“.
Ist es ein neuer kollektiver Charakterzug, gar eine gesellschaftliche Habitus-Störung, sich vorwiegend nur noch in der Metapher des Großspurigen, Megalomanen, zu gebärden? Wo aber bleibt der notwendig gewordene Blick für das Unwägbare, nicht Planbare, nicht Vorhersagbare, eben für das vom „normalen“ Weg Abweichende? Wie sehr ist der heutige Mensch bereit, sich den Imponderabilien, den Lebenseingriffen in sein persönliches Dasein zu stellen? Das Leben schlechthin ist nun einmal unwägbar und kaum kontrollierbar!... Ein vielleicht besonders tragisches Axiom! Die Umwege des Lebens zu akzeptieren, das Unvollkommene zu respektieren, zeichnet dagegen eine stabile Persönlichkeit aus.
Die reife menschliche Persönlichkeit hingegen hat für sich selbst eine ausgewogene Korrelation von Lebenskunst und Lebensangst gefunden. Sich mit dem Ungewissen, dem Nicht-Alltäglichen zu beschäftigen, die sonderbaren Lebenswege anzunehmen, fördert den realen Sinnbezug des Einzelnen. Aus ihm erwächst der Grad von Eigenwilligkeit und Individualität. Der Manie des Berechenbaren, einem belastenden Perfektionsstreben allerdings verfallen zu sein, lässt die Lebensangst in eine geradezu unbeherrschbare Höhe wachsen.
„Handeln lehrt die Philosophie“, sagt der römische Stoiker Seneca. Insofern ist Philosophie auch Psychotherapie, als sie zum Handeln auffordert und damit das Lebensgefühl fundamental zu verändern hilft.
In unseren Veranstaltungen – den Seminaren, Kolloquien und Vorträgen – lehren wir kommunikatives Handeln als Ausdruck der Persönlichkeit. Methodisch verbinden wir das theoretische Angebot mit angemessenen Übungen und individuellen Gesprächen mit dem Einzelnen.
Kolloquien
Diese eintägigen Veranstaltungen dienen oftmals der geistigen Vorbereitung auf einen künftigen Seminarbesuch. Der diesjährige Zyklus der Kolloquien beginnt mit folgendem Thema:
„Die zentrierte Persönlichkeit“ – 17. April 2015
Für das seelische Wachstum und das seelische Selbstverstehen – namentlich eines Führenden – erscheint es als sehr sinnvoll, einen Blick in die persönliche Wesenstiefe zu wagen. Aus dem Wissen um die eigene Wirkung entsteht eine Führungskultur, die von Souveränität und Solidität getragen ist. Der zentrierte Mensch lebt aus den inneren Kraftquellen, die ihn gegen manche Einwirkung von außen stabil sein lassen. Diese Kraftquellen näher zu betrachten und daraus Empfehlungen für den Einzelnen abzuleiten, ist ein wesentliches Anliegen dieses Kolloquiums.
Vorträge zum Download
Auf unserem Portal bei YouTube haben wir einen neuen Vortrag von Prof. Baldur Kirchner jüngst eingestellt. Der Vortrag widmet sich dem Thema "Führen in Veränderungsprozessen" und stammt aus dem Dezember 2014.
Termine 2015
Inzwischen haben wir unsere Termine für 2015 auf unserer Homepage publiziert. Gerne beantworten wir Ihre Fragen zur inhaltlichen Vertiefung unserer Veranstaltungen.
Satür-Tagungsmagazin
Zur vorjährigen Tagung der Salzburg-Tübinger Rhetorikgespräche, die unter dem Titel „Finden, Erfinden, Kreativität“ an der Universität Tübingen stattfanden, ist inzwischen das Magazin mit den wichtigsten Beiträgen erschienen. Sie können es gern vom Sekretariat des Seminarhauses Ettenbeuren anfordern.
Lehraufträge
Dr. Alexander Kirchner wird sich auch weiterhin an der Universität Salzburg dem Thema „Rhetorik und Persönlichkeit“ widmen.
Dr. Sebastian Kirchner führt an der Hochschule Offenburg die Seminarreihe „Rhetorik und Dialektik“ fort.
Vorträge
Prof. Baldur Kirchner wird an der Hochschule Neu-Ulm den Festvortrag bei der Absolventenfeier zum Thema „Veränderungen“ halten. Außerdem wird er im Rahmen des HNU-Management-Forums die „Seelische Stabilität“ für die menschliche Persönlichkeit näher beleuchten.
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Zitat aus unseren Seminarinhalten
„Erst die Erforschung der eigenen Persönlichkeit legt das Fundament für eine menschlich akzeptierte Führungsautorität.“